Als ich noch klein war, da hat der Vater spross immer für
mich gekocht. Eines seiner signature dishes war lange Zeit eine höllisch
scharfe süß-saure Suppe, die er mit Hilfe einer roten Paste aus dem Asialaden
produzierte. Je nach verwendeter Menge der Grundzutat wurde die Suppe entweder
ein freundlicher Magenwärmer oder flüssiges Stahl, das Geschmacksnerven
pulverisieren und unvorbereitete Gäste (und mich) zum Weinen bringen konnte,
während mein Vater genüsslich und ohne Regung seine Portion schlürfte und leicht
grinsend zusah, wie die Übrigen schwitzten und fluchten.
Irgendwann machte der Asialaden dann zu, die letzte Dose
Höllenpaste war aufgebraucht und es gab keine süßsaure Suppe mehr, da die
wichtigste Zutat nirgends aufzutreiben war. Ab und zu ließ ich mich in Gedenken
an die alten Zeiten im Chinarestaurant zu einer dieser schlimm-schlatzigen
Glutamatbomben verführen, aber die waren halt nicht Vaters Süppchen.
Als ich heute zwischen Uni, Lernzeit und Arbeit gekocht habe
und das Resultat meiner Versuche probierte, fühlte ich mich sofort wieder blitzartig
in meine Kindheit versetzt. Ohne Paste und ohne Glutamat, dafür mit frischen Zutaten (und viel Gemüse). Einfach
perfekt für das Schneeregenwetter draußen und als Nervennahrung, die ich für
meine letzte Germanistikprüfung am Montag brauche. (Papa, du solltest zum Essen
kommen, die Suppe weckt Erinnerungen :))
Süß-saure Gemüsesuppe (für zwei große Portionen – inspiriert nach diesem fettfreien Rezept)
Zutaten:
- 1 TL Öl
- 140g in Scheiben geschnittene Champignons
- 30g eingeweichter Shiitake-Pilz, in Scheiben (gewogen im rehydrierten Zustand)
- 100g Bambussprossen (nach Wunsch halbiert oder in Streifen geschnitten, bei mir direkt aus dem Glas, im Sieb abgewaschen und abgetropft)
- 1 rote Zwiebel, geschält und halbiert
- 40g Karotte, geschält und in Stücken
- ½ TL Ingwer, gerieben
- 2 Knoblauchzehen, gerieben
- 600ml Einweichwasser von den Shiitakepilzen oder Gemüsebrühe oder Wasser mit etwas Salz (ich hab das Einweichwasser genommen, das gibt der Suppe noch den Extrapilzgeschmack)
- 60g TK-Erbsen
- 20g Lauchgrün, in feine Ringe geschnitten
- 2-3 El Sojasauce (je nachdem, wie salzig man es mag)
- 1 EL Reisessig
- ½ TL Zucker
- 1 TL Chilipaste (Sambal Oelek)
- 1 TL Sesamöl
Zubereitung: Öl in einem Topf erhitzen und Zwiebeln darin
anbraten. Champignons, Shiitake-Pilze, Bambussprossen und Karotten dazugeben
und kurz anbraten, dann Ingwer und Knoblauch hinzufügen und mit Flüssigkeit
aufgießen. Die Suppe zum Kochen bringen, dann auf kleine Flamme zurückschalten
und köcheln lassen, bis die Karotten bissfest gegart sind. (Bei mir hat das knappe 10 Minuten gedauert.) Erbsen und Lauch hinzufügen, mit Sojasauce, Essig, Zucker,
Chilipaste und Sesamöl würzen und köcheln lassen, bis die Erbsen durch sind.
Was weckt bei euch Kindheitserinnerungen?
Oh Essen mit Wohlfühl- und Kindheitserinnerungsfaktor habe ich viele in meinem Kopf. Zum Einen wären da die grandiosen Apfeltaschen meiner Mutter, sie hat immer mehrere Platten davon gemacht und jeder, wirklich jedes Mitglied der Familie, ist immer wieder heimlich naschen gegangen. Der Teig, den sie verwendet, ist eher mürbe, also kein Blätterteig, dazu ein halbierter, geschälter Apfel mit einem Klecks Marmelade, wo das Kerngehäuse war - fertig. Lecker lecker! Ansonsten fallen mir noch Soljanka (der DDR-Klassiker), Knüppelbrot (Hefeteig überm Feuer geröstet, Mundverbrenn-Gefahr hoch 10) und Lagerfeuerkartoffeln mit Salz ein.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Caro
Mmmmh *yumyumyum* Hab' heut in der Afro-Mensa so eine gute asiatische Zitronengras-Suppe gegessen und deine schaut auch sooo super aus, die muss ich auch nächste Woche gleich nachkochen - das erinnert mich total an Vietnam.
AntwortenLöschenKindheitserinnerungen bekomm' ich immer durch "Erdbeergatsch" und "Rhabarberkompott", das hat uns unsere Oma immer gemacht und mein Bruder und ich habens Literweise gelöffelt. Mah, da krieg ich gleich an Gusto auf Erdbeeren... aber das dauert ja wohl noch ein bisserl leider...
glg, Dett
Neben mir sitzt T., der die Qualität von Gerichten anhand der Scoville-Skala beurteilt. -___- Du hast geweint? Lass die Finger von den Weinenden Himbeeren! Und auf der Reeperbahn in Hamburg gibt es wohl einen Currywurst-Laden, der Currywürste in verschiedenen Schärfegraden verkauft, und für die fiesesten Schärfegrade muss man wohl dafür unterschreiben, dass man sie auf eigene Gefahr isst und den Laden anschließend nicht anzeigt. xD In dem Sinne: Viel Erfolg bei deiner Prüfung!
AntwortenLöschenHey Nadja,
AntwortenLöschenhab gestern gleich mal dein Rezept nachgekocht. Diese Shiitakepilze hab ich leider nicht gefunden (wo hast du sie gekauft?), dafür hab ich paar Shrips mitgekocht.
Sehr, sehr lecker, und wow, sehr scharf! http://instagram.com/p/U_YeG9N6Bm
Alles Liebe,
Christina
Juchu! Die Shiitake-Pilze hab ich aus dem Asia-Laden, aber ich glaube, man kann sie auch bei Merkur kaufen. Shrimps schmecken sicher auch wahnsinnig lecker in der Suppe, nur dann ist sie halt nimmer vegan. Freut mich, dass es dir geschmeckt hat!
LöschenLiebe Grüße
Nadja
Im Moment gibt es beim Hofer auch wieder das Asia-Sortiment und einige getrocknete Pilze dabei!
Löschenlg
Ja, das stimmt, danke für den Hinweis! Aber die Pilze, die es beim Hofer gibt, sind wahrscheinlich nicht gut genug für mich, ich bin nämlich wählerisch! ;) Die Pilze müssen nämlich total groß sein und viiiiel Umami ins Wasser abgeben beim Einweichen. Hier hab ich schon einmal über meine Ansprüche geschrieben:
Löschenhttp://wintersprosskocht.blogspot.co.at/2011/10/102-shiitake-wahnsinn.html
Spar und Billa haben auch ein ganz gutes Asia Sortiment, aber irgendwie keine Pilze (fürs nächste (!) Mal schau ich dann zum Merkur :). Naja, der Prinz hat sich Shrimps gewünscht, dann gabs halt welche :p
AntwortenLöschenDeine Rezepte koch ich echt am öftesten und am liebsten nach :))