Erschlagen von Heften, Informationen und
Terminen war ich in den letzten Wochen auf Tauchstation, denn ich hab jetzt einen Job. Und damit meine ich
nicht einen Sommerjob, einen Nebenjob oder einen Sonstwasjob, sondern einen
richtigen, echten. Nach dem Abschluss meines Studiums bin ich jetzt
AHS-Lehrerin für Deutsch und Englisch in Graz und finde es ganz großartig. Unterrichten
bereitet mir eine Riesenfreude, und die Arbeit mit zwei richtigen Schulklassen
ist jeden Tag spannend und herausfordernd.
Auch wenn der Einstieg ins Lehrerdasein bedeutete, dass ich mir ganz viel neue Kleidung anschaffen musste ;) |
Aber ich muss eines
zugeben: Auch wenn ich nur 6 Stunden die Woche zum In-der-Klasse-Stehen
eingeteilt bin, die Umstellung von Studenten- auf Erwachsenenmodus ist nicht
leicht. Ich muss auch gestehen, dass mich manches wirklich ziemlich, ähm,
geflasht hat.
Geld zu verdienen, zum
Beispiel. Dankenswerterweise haben mir meine Eltern das Studium finanziert und
mir immer wieder bei finanziellen Engpässen unter die Arme gegriffen. Da ich
nun aber richtig echt wirklich (!!!) jedes Monat Geld auf mein Konto überwiesen
bekomme, das ich selbst ehrlich und hart verdient habe, und Teil der
arbeitenden Bevölkerung bin, muss ich nun lernen, mit dem auszukommen, was ich
zur Verfügung habe. Ich muss nun auch damit leben, dass die Rechnungen am
Monatsersten, das Geld aber erst am 15. kommt. Schräg, so abhängig von Terminen
zu sein.
Und überhaupt,
Termine! Ja, ich hatte auch auf der Uni Kurse, zu denen ich regelmäßig
erscheinen musste, und auch in der Schule gabs damals, lang ists her, den
Stundenplan. Aber diese Dinge standen in keinem Verhältnis zu dem, was ich in
den letzten Wochen erlebt habe und wohl auch in Zukunft erleben werde. Da sind
die sechs Unterrichtsstunden, wo ich natürlich pünktlich auf der Matte stehen
muss, denn zu spät kommen ist keine Option. Und die Gangaufsichten,
Konferenzen, Seminare mit Anwesenheitspflicht auf der pädagogischen
Hochschule, deren Termine sich andauernd
ändern, Bandprobe, Treffen mit Freunden – ohne Terminkalender wäre ich absolut
aufgeschmissen, weil ich nicht mehr wüsste, was wann wo stattfindet. Früher war
ich einfach da oder nicht. Heut MUSS ich da sein. Wenn ich also mein Smartphone
samt Google-Kalender nicht dabei habe, werde ich absolut unrund. Meine
Anwesenheit ist nämlich plötzlich essentiell! Was mich gleich zum nächsten
Punkt bringt...
Ich habe todkranke Meerschweinchen
gepflegt, Zimmerpflanzen gezüchtet und wenig talentierte NachhilfeschülerInnen
bis zur Matura gebracht, aber niemand hat mich darauf vorbereitet, wie es ist,
wenn 20 eifrige Sechstklässler nach einer turbulenten Stunde auf einmal alle
ein Mitarbeitsplus wollen oder die Englischklasse verwirrt schaut, weil man es
einfach nicht schafft, den Stoff so aufzubereiten und herunterzubrechen, dass
ihn auch 14-Jährige verstehen. Die Jahresplanung für beide Klassen ist eine
Riesenherausforderung, ich muss Material gestalten, SchülerInnen prüfen und
Schularbeiten zusammenstellen. Und auch, wenn ich weiß, dass ich das alles
dieses Jahr sicher meistern und gut schaffen werde, ein bisschen flau im Magen
ist mir schon, wenn ich an all die Verantwortung denke, die mir da
überantwortet wurde. Is ja auch ka Lercherlschaß, wie die Steirer zu sagen
pflegen. Aber ich arbeite hart daran, ein respektables Mitglied der
Gesellschaft zu werden.
Wenn da die
Dauermüdigkeit nicht wäre. Himmelherrgott, was hab ich geseiert, gesumpert und
gesudert, wenn der weltbeste Freund nach einem langen Arbeitstag einfach am
Sofa zusammengebrochen ist. „Wieso machen wir so selten was? Warum willst du
nie ins Kino gehen? Und weshalb schläfst du immer bei den spannenden Serien
ein?“
Well well. Ich bin
letztens bei The Strain eingeschlafen. Schaut euch einfach den Trailer an, dann
wisst ihr eines: Bei der Serie schläft man nicht ein. Das tut man einfach
nicht. Aber wenn man so ermattet und von neuen Eindrücken erschlagen ist, dass
man die Augen abends kaum noch offen halten kann, freiwillig um 10 Uhr im Bett
liegt und das Licht ausmacht, weiß man eins: Die Zeiten des
Die-ganze-Nacht-wach-seins-und-am-nächsten-Morgen-dann-eh-voll-fit-Seins sind
vorbei, Baby.
Oh, und die Zeiten von
Anime-Bingewatching, stundenlangen Kochsessions unter der Woche und von faulen,
unproduktiven Tagen sind es auch. 24 Stunden sind definitiv zu kurz für all die
essenziellen Dinge des Lebens, und damit meine ich nicht nur die Vor- und
Nachbereitung der Stunden und das Korrigieren von Schülertexten, sondern auch das
Pflegen von Sozialkontakten, Hobbies und
Nichtstun. Stefan Raab hat es schon vor Jahren so schön auf den Punkt gebracht:
„Wir haben doch keine Zeit!“ Deshalb ist hier grad alles in der Schwebe, auch
wenn ich fleißig Fotos mache und koche. Aber ich arbeite dran, wieder mehr
Output zu liefern.
Bis dahin wünsch ich
euch alles Liebe. Drückt mir die Daumen!
P.S.: Die
wunderschönen Fotos hat übrigens mein lieber Freund Peter aka Tastylicious
geschossen, damit ich auf der Schulhomepage richtig gut ausschaue. Schaut mal
bei ihm vorbei und bewundert, was er sonst so macht – und vergesst nicht, seine
FB-Page zu liken! :)
Herzlich Willkommen in der Berufswelt ;-) Ich wünsche Dir ganz viel Freude weiterhin beim Unterrichten, gewöhn Dich gut ein! Und bald wirst Du gar nichts anderes mehr wollen. Ehrlich: ich denke zwar auch manchmal noch an meine tolle Studienzeit, aber ich liebe mein Arbeitsleben und will nicht mehr zurück :-)
AntwortenLöschenDanke dir :) Ich glaub auch, dass ich bald sehr selten an das Studium zurückdenken werde. Sein eigener Herr sein ist schon irgendwie schön!
LöschenHerzlichen Glückwunsch zu deinem neuen Lebensabschnitt! :D Bei mir steht meine Bachelor-Arbeit auch kurz bevor und danach fängt bei mir auch der Ernst des Lebens an *seufz* ich bin irgendwie auch aufgergt (hoffentlich endlich geregeltes Einkommen) aber irgendwie will ich auch noch so lange studieren wie's geht! :D ich werde das studentenleben vermissen.
AntwortenLöschenJa, studieren ist schon schön, aber das mit dem Gehalt ist auch nicht zu verachten ;)
LöschenNadja! Das ist so toll, und aufregend!
AntwortenLöschenIch bin jetzt auch mit dem Master fertig und "arbeite" – "so richtig". Nicht Vollzeit, aber ohne Polster von Kinderbeihilfe etc. Und das von zuhause aus: ich baue eine Website für eine Schmuckdesignerin. Sie wohnt fünf Stunden entfernt von Edinburgh, drum arbeite ich von daheim aus, muss meine Zeit selber planen, mitschreiben, wann ich was mache... und nebenbei noch Kontakte pflegen und Projekte machen und den Müll runtertragen und Skype-Meetings mit meiner Chefin haben.
Ich freu mich so für dich, Nadja, und das klingt alles super. Du machst das schon. Und die Fotos sind spitze. Du bist sooooo ERWACHSEN. Nimmst du eine Jausendose mit in die Schule?
Alles Liebe,
Tini
Hey Tini,
LöschenSchön, dass du auch hier bist. Das klingt alles ganz schön stressig, aber auch toll. Was machst du denn jetzt genau? Und wie geht es dir?
Ja, ich hatte meine Jausendose schon tatsächlich ein paar Mal dabei :) Peter wird sich sicher über das Lob freuen!
Liebe Grüße
Nadja
Hallo Nadja,
AntwortenLöschendas hört sich echt toll an :) Wohne und studiere ebenfalls in Graz - Lehramt Deutsch und Englisch ;) Bin allerdings erst in den Kinderschuhen oder, naja zumindest kurz vor der Hälfte. Freut mich, dass es dir in der Schule so gut gefällt, ich kann es ehrlich gesagt gar nicht mehr abwarten, bis ich endlich wieder Praktikum machen kann und/oder sogar selbst meine eigene Klasse unterrichten darf :)
Liebe Grüße,
Tanja
tonscha.blogspot.co.at
Ich weiß genau wie es dir geht, bei mir wars vor einem jahr genauso. Ist es jetzt zum teil auch noch, aber man gewöhnt sich irgendwie daran. Ich sitz übrigens auch gerade im bett, so viel also zu "um zehn wirds licht abgeschaltet".
AntwortenLöschenWenn das eine rockt, dann bist das du! In diesem Sinne: gute Nacht :)