31.08.2014

REZEPT: Zwetschkenröster für das Blogevent "Presley, PinUps und Petticoats - We love the 50s"

Als Mitzia und Conny zum Blogevent "Presley, PinUps und Petticoats - We love the 50s" aufgerufen haben, wollte ich unbedingt mitmachen (die Preise!!!), aber die Inspiration wollte und wollte nicht kommen. Wahrscheinlich auch deswegen, weil ich die ganze Sache von der falschen Seite angegangen bin!


Mit den 50er-Jahren verbindet man ja ganz schnell flotten Rock’n’Roll, fliegende Röcke und fette Burger, und ich kann jedem dieser drei Dinge durchaus etwas abgewinnen. Aber ganz ehrlich, wenn ich an diese Zeit denk, dann denk ich an meine Oma. Sie ist die Meisterin der Vorratshaltung, des Schwammerlsuchens und des Restlessens und war zur Zeit nach dem zweiten Weltkrieg besonders gefordert, immer gutes Essen für ihre Familie zu zaubern. Eine gut gefüllte Speisekammer ist hierbei das Um und Auf, und ich denke gerne an die Zeit zurück, wo sie einfach fünf Gläser Marmelade und drei Gläser Kompott aus der Speis geholt sowie einen monströsen Krautkopf aus dem eigenen Garten geerntet und uns mitgegeben hat, wenn wir sie besuchen waren.

Auch wenn ich selbst zum Glück nie ein Kind der Nachkriegsgeneration war und hoffentlich auch niemals sein werde, ein bisserl vom Hamstergen hab ich neben der wilden Haarpracht von meiner Oma ja schon vererbt bekommen. Ich hab immer von allem was vorrätig, zu viel, und kann stets ein Dreigängemenü ohne einzukaufen produzieren. Klar, dass ich auch gern einrexe – schließlich will der Sommer konserviert werden, damit man in der Rüben- und Kartoffelzeit, wenn es draußen stürmt und schneit, auch ein paar Sonnenstrahlen auf dem Teller hat.

Einkochen interessiert mich besonders, seit mir meine andere Oma drei 50er-Jahre-Kochbücher vermacht hat. In denen wird genau beschrieben, wie man alle Arten von Lebensmitteln haltbar macht, wenn man keinen Kühlschrank zur Verfügung hat – der Kühlschrank, der offenbar damals noch ein ganz neumodisches Ding war, hieß Frigidaire (das Wort musste ich tatsächlich googeln!) und war wohl im Durchschnittshaushalt nicht einfach so vorhanden. Man musste also erfinderisch werden, und von den Rezepten und Tipps kann man wirklich noch etwas lernen. Leider waren die guten Hausfrauen aber früher weitaus erfahrener, als ich es bin, und so sind die Mengen- und Zutatenangaben manchmal etwas, naja, vage. Das "Kochbuch für jeden Haushalt" aus dem Jahre 1951 z.B. enthält ein absolut grandioses Rezept für Steirischen Kartoffelsalat:
"Zutaten: Zirka 75dag Kartoffeln, Essig, Öl, Salz, ziemlich viel Zwiebel
Zubereitung: Das Gemenge von Essig, Öl, Salz und feingehackter Zwiebel lässt man zirka 10 Minuten stehen. Dann drückt man mit der Gabel soviel heiße Kartoffeln ein, daß eine püreeartige Masse entsteht (221)"
Man kann davon ausgehen, dass die Kartoffeln gekocht werden müssen, aber wie viel Essig oder Öl ich nehmen soll, wenn ich das Rezept das erste Mal koche, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Von der Mengenangabe "ziemlich viel Zwiebel" (hihihiiii) will ich gar nicht erst anfangen, und die Mengen sind auch eher für eine Großfamilie berechnet.  Eine Hausfrau, die seit ihrem sechsten Lebensjahr kocht – meine Oma erzählt immer ganz stolz, dass sie in diesem Alter ihren ersten Apfelstrudel gemacht hat – weiß natürlich mit so einem Rezept etwas anzufangen.

Ich Sumperöse aber tu mir etwas schwer, wenn ich keine konkreten Mengenangaben bekomme, und so habe ich mit meinem kongenialen Einrexpartner und guten Freund Simon doch ein klares und deutliches Rezept aus Österreich vegetarisch verwendet, um neben Letscho nach Steph auch noch Zwetschkenröster einzukochen. Da ich nach dem In-die-Gläser-Füllen nur gierig die Restln aus dem Topf gekratzt habe, damit Simon nicht zu viel abbekommt, kann ich nicht sagen, wie er durchgezogen schmeckt, aber frisch war er göttlich - ich kann also schon wieder eine Kaufempfehlung für dieses grandiose Buch aussprechen. Jetzt, wo die Zwetschken reif sind, gilt: Rext Zwetschkenröster ein. Und macht viel davon, Winter is coming.

zwetschkenröster
Für 4 große Gläser
Zutaten
2 Kilo Hauszwetschken, schon reif und nicht zu sauer
400g Gelierzucker 1:2
2 Zimtstangen
3 gemörserte Gewürznelken
Schale von 1 Biozitrone, abgerieben
ein ordentlicher Schuss Rum

Zubereitung: 4 Dreiviertelliter-Marmeladengläser ganz heiß auswaschen, die Deckel in kochendem Wasser und die Gläser im Ofen bei 120 Grad sterilisieren. Zwetschken waschen, halbieren und entsteinen, schadhafte Stellen dabei wegschneiden. 
Mit Zucker, Zimt, Gewürznelken, Zitrone und etwas Wasser (falls die Zwetschken nicht ordentlich safteln) in einen Topf geben, umrühren und aufkochen. Ca. 10 Minuten bei niediger Hitze einkochen (wir haben sie etwas suppiger verkocht, weil wir das so mögen) und darauf achten, dass nichts anbrennt. 
Die Gläser aus dem Ofen holen und auf ein feuchtes Tuch stellen, kurz leicht abkühlen lassen. Zimtstange aus dem Röster entfernen, den Rum dazukippen, umrühren. Nun mit Hilfe eines breiten Trichters und eines Schöpfers den heißen Zwetschkenröster in die vorbereiteten Gläser füllen und mit den sterilisierten Gläsern so fest wie möglich verschließen. Wie bei Marmelade stelle ich die Gläser dann immer noch auf den Kopf und lasse sie auskühlen.

Zwetschenröster 2

4 Kommentare:

  1. Liebe Nadja,
    so toll! Ich hab mir auch gar nichts anderes, als einen feinen Umgang mit diesem Thema, erwartet. So schön, dass du zwischen die Zeilen schaust und auch diesen Aspekt der 50er Jahre betrachtest.

    Ich finds klasse!

    Und ich bin happy, dass du mitmachst ;)

    Alles Liebe aus Salzburg,
    Conny

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    1. Liebe Conny,

      Mach ich doch gern für euch :)

      Liebe Grüße
      Nadja

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  2. auch mir gefällt diese art der 50er - auch ich habe das Thema in diese Richtung aufgegriffen. zu was isst du zwetschkenröster? glg von juxi

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    1. Liebe Juxi,

      Kaiserschmarrn oder Griesschmarrn, meine Seelenwärmer-to-go-Gerichte ;) Danke für dein liebes Kommentar!

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