Dies hier hätte
gut und gern auch ein Bücherblog werden können – denn ich lese mindestens so
gern, wie ich koche. Kochbücher konsumiere ich daher besonders gern (ja, man kann die
auch lessen!) und Bücher, die Essensbezug haben, mag ich auch sehr. So wie den
Fantasyroman Der Schrecksenmeister von Walter Moers.
Trotz des bunten Covers sicherlich kein Kinderbuch. |
Das Buch erzählt in Ansätzen die Novelle 'Spiegel das Kätzchen' von Gottfried Keller nach
(von diesem Autor kann ich auch sehr 'Die drei gerechten Kammmacher' empfehlen!). Die
Grundstruktur der Geschichte bleibt gleich: Ein halbverhungertes Kätzchen
schließt einen Pakt mit einem Hexenmeister, der verspricht, es so lange zu
mästen, bis es schlachtreif ist und er durch Auskochen sein Fett gewinnen kann.
Das Kätzchen schmiedet einen Plan, um dem sicheren Tod zu entkommen.
Moers baut aber die Geschichte um das
Kätzchen Spiegel, das bei ihm ein magisches, der menschlichen Sprache mächtiges
Krätzchen namens Echo ist, aus, und fügt ihr allerhand amüsante
Szenen und irrsinnige Sprachgebilde hinzu.
Vor allem die Absätze, in denen das
Essen beschrieben wird, das der von Moers umgetaufte Schrecksenmeister Eißpin
dem armen Echo serviert, um ihn möglichst schnell fett zu bekommen, sind extrem lustig zu lesen! Dies ist besonders der Fall, wenn man gerne isst und (viel
zu) viele Blogs liest. An Schrecksenmeister Eißpin ist durchaus ein Foodblogger
verloren gegangen ;) Kleine Kostproben gefällig? Aber gerne doch.
Und detailreiche Bilder, vom Autor handgezeichnet. |
“Ich zeige dir jetzt, wie man Wein
verkostet! (…) Wenn aus dir ein Feinschmecker werden soll, musst du auch etwas
vom edlen Rebensaft verstehen.” (…) Eißpin nahm das Glas ganz nah an sein
Gesicht, kniff das linke Auge zu und starrte mit dem rechten hinein. “Das Auge
trinkt mit!”, sagte er. “Ist der Wein rot oder weiß? Der Kenner kann daraus schließen, ob es sich
um einen Rotwein oder einen Weißwein handelt. Faustregel: Ist der wein
durchsichtig und von leicht goldener Färbung, dann könnte es sich um einen
Weißen handeln. Ist er aber tintig und rot und versperrt dem Auge die
Durchsicht, dann hat man es eventuell mit einem Rotwein zu tun. Ist er hingegen
rosafarben und klar, dann handelt es sich um einen Rosé – den Zwitter unter den
Weinen.” (114f)
Auch schön zu lesen, wie der Schrecksenmeister
in seiner Küche werkelt – erinnert mich durchaus an die Akribie mancher
Kollegen:
“Echo sah ihn eine Knoblauchzehe filetieren
– er arbeitete dabei mit einem Seziermesser und einer Diamantschleiferlupe.
Eine Aprikose wurde mit einer Rasierklinge und geschlagener Sahne rasiert, weil
ihm der Flaum zu stoppelig war. Einmal war Echo Zeuge, als der Meister ein
Fischei unter dem Mikroskop briet, vermittels einer glühenden Nadel.” (106)
Und mein Liebling (als ich die Stelle dem
weltbesten Freund vorlesen wollte, musste ich so lachen, dass ich abbrechen
musste!):
[Eißpin berichtet über nutzlose
Küchengeräte, die sich in jeder Küche ansammeln] “Dies (…) ist das Verlies der
sinnlosen Kücheninstrumente. Es gibt ein solches Verlies wohl in jder besser
eingerichteten Küche. Ihre Insassen werden darin gehalten wie besonders
gefährliche Insassen einer Irrenanstalt. (…) Welcher Koch (…) besitzt nicht ein
solches Schnitzgerät, mit dem man ein Radieschen in eine Miniaturrose
verwandeln kann? Erworben (…) in einem Augenblick geistiger Umnachtung, in der
man sich ein Leben ohne Miniaturrosenschnitzgerät einfach nicht vorstellen
konnte. (…) Oder das hier, mit dem man eine Kartoffel in eine fünf Meter lange
Spirale aufschneiden kann! Oder hier, eine Quetsche zum Entsaften von
Kohlrabis! Oder das hier – eine Pfanne, mit der man viereckige Pfannkuchen
backen kann. [Anm.: Ich besitze eine solche.] (…) Nun fragt man sich, warum man
diese Geräte nicht einfach auf den Müll schmeißt? (…) Der schnelle Tod auf der
Müllhalde wäre zu gnädig. Nein, sie sollen in einem dunklen Verlies schmachten,
zu ewiger Untätigkeit verdammt. Nur das ist die einzig gerechte Strafe für eine
Kohlrabisaftpresse.” (110)
Haben wir nicht alle solche Küchengeräte?
Seid ehrlich!
Ich könnte jetzt noch länger über das Buch
weiterschwärmen, aber ich will euch ja nicht alles verraten ;) Esst ihr gerne,
mögt Sprachspiele so sehr wie ich und steht auf abgedrehte Fantasy, kann ich
den Kauf sehr empfehlen!
Hey Nadja,
AntwortenLöschenoh ja, das Buch fand ich auch grandios!
Sehr viele der Moers-Bücher hat übrigens Dirk Bach als Hörbuch gelesen .. hochgradig empfehlenswert, falls sie dir mal in die Finger kommen.
Oh, da muss ich mal reinhören, die sind sicher unglaublich lustig :)
LöschenIch hab so einen Milchaufschäumer. Den benutze ich auch nur selten!! Aber das Buch klingt unterhaltsam! Das werde ich mir mal näher ansehen, ich glaube sogar, mein Vater hat es.
AntwortenLöschenWarum berichtest du nicht über deine Kochbücher? Ich wäre sehr dankbar, für gute Empfehlungen. In der Buchhandlung bin ich der Abteilung immer total hilflos.
Guter Punkt :) Ich hab ziemlich viele, da könnt ich tatsächlich mal was drüber schreiben! Welche Kochbücher interessieren dich eigentlich besonders?
LöschenLiebe Grüße
Nadja
ich mochte das Buch auch total gerne, wie auch schon das Vorgängerbuch über die Stadt der träumenden Bücher :-)!
AntwortenLöschenGrad als Blogger findet man sich wahrlich wieder :) Hast du auch so ein Regal mit unbenutzten Küchengeräten?
LöschenLiebe Grüße
Nadja